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Schattenwerkzeug
Titel: Schattenrüstzeug
Art: Spielleiterhilfe
System: Shadowrun
Sprache: Deutsch
Verlag: Pegasus Press
Publikationsjahr: 2011
Autor: Bob Boyle (Redaktion) u.v.m.
Illustrationen: Diverse
Umfang: 110 Seiten
Bindung: PDF
Preis: 9,95€(pdf)
Rezensent: A. Giesbert

Schattenwerkzeug CoverSchattenwerkzeug ist wie schon Safehouses eine etwas ungewöhnlichere pdf-Veröffentlichung. So gibt es „Schattenwerkzeug“ zwar schon als Softcoverbuch, es ist aber als solches nur in der Schattenrüstzeug-box erhältlich. Als pdf ist es nun erstmals auch einzeln zu erhalten.

Rüstzeug für den Spielleiter

Die Schattenrüstzeug-Box ist eine recht oppulente Spielleiterhilfe für Shadowrun 4. Mit Spielleiterschirm, Bodenplänen etc. will sie dem SL das Handwerk einfacher machen. Schattenwerkzeug nimmt in dieser Box den Charakter eines etwa 100-Seitigen Spielleiterheftes an. Zwar kann es auch für sich alleine stehen, aber wirkt stellenweise etwas isoliert, so z.B. wenn wie selbstverständlich auf die (im pdf nicht vorhandenen) Bodenpläne verwiesen wird.

Zeug im Plex

Das Heft selber besteht im wesentlichen aus 3 Kapiteln. „Kontakte, Abenteuer, Orte im Plex“ macht das erste große Kapitel aus. Es enthält zuerst einmal um die 30 mögliche Kontakte. Das sind Kontaktarchetypen mit Spielwerten und einer je etwa eine viertel Seite umfassenden Beschreibung. Wo könnte einem der Kontakt begegnen, was kann er bieten und wo hat er seine Grenzen? Was ist z.B. einem Politaktivisten wichtig, was einem Hausmeister und was kann der letztere bieten das der Politaktivist nicht kann? Die Beschreibungen sind dabei wie erwähnt recht kurz und die Charaktere nur teilweise illustriert. Die Beschreibungen sind inspirierend und dank Ihrer Knappheit auch im Spiel oder bei einer kurzen Runvorbereitung nützlich. Eine kleine Infobox gibt überdies die Möglichkeit die Werte der NSCs den verschiedenen Metarassen anzupassen.
Wer einen schnellen Run vorbereiten möchte kann sich dann im Folgenden bei 18 Plotgerüsten bedienen. Sehr abstrakt sind hier mögliche Abenteuertypen wie „Ver- und Entschlüsselung“, „Wiederbeschaffung“ oder ein „Attentat“ vorgestellt. Je „Gerüst“ gibt es zwei Beispiele die zusammen etwa eine halbe Seite fassen. Wem das nicht abstrakt genug ist, der kann sich danach auf 3 Seiten an einem Abenteuergenerator bedienen. Dieser Generator erzeugt Runs in Reinform, kann aber auch Komplikationen, Besonderheiten bei der Bezahlung etc. ausgeben. Der Generator erzeugt natürlich keine abgestimmten Plots, aber er kann doch eine gute Grundlage für eine spontane Runde bieten…
Daran anschließend werden 8 typische Orte beschrieben die man recht generisch nutzen kann. Leider fehlen bei den illustrierten Orten große Karten, so dass man nur einen Übersichtsplan und die recht umfangreiche Beschreibung zur Verfügung hat. Besonders ärgerlich ist jedoch das die Übersichtspläne als Bild eingebettet sind und daher die Legenden nahezu unlesbar sind. Dennoch geben die Beschreibungen einiges her und sind wiederum mit Abenteuerideen gefüttert…

Anatomiestunde

Den zweiten große Block macht das Kapitel „Anatomie eines Shadowruns aus“. Auf etwa 35 Seiten wird ein Run „anatomisch“ beschrieben. Anatomisch ist diese Beschreibung, weil sie in zwei parallele Spalten aufgeteilt ist, wobei die erste eine äußerliche Beschreibung des Runs darstellt und die andere die dahintergehenden Regeln behandelt. Das Ganze ist als ein Beispiel gemeint anhand dessen man Regelanwendungen lernen kann. Das scheint mir für Einsteiger durchaus sinnvoll, benötigt jedoch meines Erachtens nicht diesen Umfang und passt eher in ein Grundregelwerk. Das zweispaltige Format führt leider zu einigen Lücken wenn Beschreibung und Regelumfang auseinanderklaffen und die Beschreibung selber ist in einer etwas zu hellen Graustufe gehalten. Abgeschlossen wird das Kapitel von einem Index der alle verwendeten Proben aufführt und so eine Regelhilfe darstellen soll. Die Idee finde ich durchaus gelungen, ein index mitten im Buch scheint mir aber doch etwas unpraktisch zu sein.

CGHS

Schliesslich -und von etwas Verlagseigener Werbung unterbrochen – folgt ein alternatives Charaktererstellungssystem: CGHS. Dieses „Charaktergenerierungshilfssystem“ soll die mitunter recht umfangreiche Charaktererstellung in Shadowrun vereinfachen. Statt wie gewohnt alle Fertigkeiten, Attribute, Ausrüstungen etc. detailliert zu erstellen, erhält man hier zahlreiche Pakete aus denen sich ein Charakter schnüren lässt. So wird ein Attribustset gewählt, ein Metatyp ausgesucht und Fertigkeits- und Ausrüstungssets gewählt. All das bezahlt man mit Generierungspunkten die kompatibel zum eigentlichen Erstellungssystem sind. Die Idee hinter dieser Hilfe ist gelungen, scheint mir jedoch nicht sehr viel schneller zu sein und immer noch zumindest einen erfahrenen Spielleiter vorauszusetzen. Gerade der Feinschliff bei Restbeträgen dürfte wieder eine gewisse Kenntnis des Grundsystems voraussetzen. Richtig angewendet sollte es aber gerade etwas Ideenlosen Neulingen eine Hilfe sein.

Stückwerk

Schattenwerkzeug ist also im wesentlichen eine Zusammenstellung aus drei Blöcken, die in Fall von Block 1 wiederum in Unterteile aufgeteilt sind. Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt das Werbung als Trenner genutzt wird. Das macht das Heft zu einer etwas beliebigen Ansammlung von Spielhilfen. Leider zeigt sich dies auch im Schreibstil, der deutlicher als gewohnt variiert. So wird man beispielsweise auf verschiedene Weisen adressiert (mal mein abstraktes „man“, mal ein höfliches „Sie“). Auch fehlt den einzelnen Kapiteln etwas die Rundheit. Die Kaptel werden kaum eingeleitet und Ihre Anwendung recht knapp erklärt. Bis auf die Erstellungshilfe wird man mit wenigen Zeilen Einleitung alleine gelassen und kann sich überlegen was man mit den Hilfen anfangen will.

Fazit

Schattenwerkzeug enthält etwa 100 Seiten recht nützliche Spielhilfen. Bis auf die Runanatomie die für mich etwas aus dem Rahmen fällt kann man das Buch etwas wie ein schnelles Zugriffswerk für eine spontane Run-Idee verwenden. Auch könnte es sich gerade mit der Runanatomie für Einsteiger eignen. Genau hier fehlt mir jedoch eine gute, ruhige und klare Einleitung der Kapitel und vielleicht ein paar Seiten Theorie. Daher stehe ich insgesamt etwas fraglos vor dem Buch. Der Inhalt ist nicht schlecht und auch wenn mir der Schreibstil (das Chatprinzip der anderen Bände findet hier logischwerweise keine Anwendung) und auch die Zeichnungen etwas schlechter gefallen als sonst hat man es mit durchaus gutem Material zu tun. Lediglich die Zielrichtung geht mir etwas verloren. Gerade das dürfte innerhalb der Schattenrüstzeug-box kaum auffallen, stößt aber als einzelstehende Produkt etwas sauer auf. Weiss man jedoch was man will und kann mit mindestens zwei der Kapitel etwas anfangen kann man den Blick sicher riskieren, zumal das Buch deutlich günstiger ist als die anderen Shadowrun-Bände. Dennoch sind die etwa 10€ für den Rollenspiel-pdf-Bereich immernoch kein Schnäppchen.
Negativ tritt auch die etwas schwache Umsetzung des pdfs hinzu. So findet man wieder einmal keine Hyperlinks und hat überdies kleine Schlieren auf manchen Seiten. Die Texterkennung funktioniert aber einwandfrei. Im Verhältnis zu den meisten anderen Shadowrun-pdfs finde ich Schattenwerkzeug am unüberzeugendsten, ein schlechtes Produkt ist es dennoch nicht. Man kann esalso wie gesagt recht gefahrlos ausprobieren, wenn man für solche Spielhilfen allgemein Verwendung hat.

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