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Verkaufsränge deutscher Rollenspiele auf Amazon – Eine Nachbetrachtung
17 Feb 2013

Der Autor

Wenn ich nicht gerade spiele verunstalte ich Medien. Kommt einem zu Gute bei eigenen Rollenspielen wie Malmsturm oder Projekten wie Ratten!, Savage Worlds Gentlemens Edition, Scion, Sundered Skies und ein paar anderen. An und für sich bin ich der Erzählonkel, daher auch die große liebe zu FATE. Manchmal muss es aber auch ein Burger statt Steak sein und so wird gern und oft auch Savage Worlds oder wenn es klasisch sein soll Pathfinder und Konsorten gespielt. Ich probier gern und oft Systeme aus aber die eigentliche Leidenschaft sind die Hintergrundwelten.

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Gestern gab es im Blog Active Underground eine Betrachtung der Verkaufszahlen deutscher Rollenspiele, basierend auf dem Amazon-Verkaufsrang. Soweit so gut. Ich hab mich darüber gefreut denn ein derartiges Ranking gibt es nicht.

Mir hat die Tabelle keine Ruhe gelassen und so muss ich doch mal Stellung beziehen. Zum einen sind in der Tabelle fehlerhafte Informationen. Ein Beispiel: Hollow Earth Expedition ist nich von Ulisses sondern erscheint beim Uhrwerk-Verlag. Das kommt unter anderem daher da Ulisses als Vertrieb auftritt und an den Buchgroßhandel verkauft. Die Produktinformationen werden vom Buchgroßhandel erhoben und an Amazon geliefert. Weil z.B. auch der Mantikore Verlag über Ulisses seine Titel vertreibt werden bei Amazon aus Mantikore Titel Ulisses-Produkte . Die Informationen lassen sich zwar nachträglich ändern aber das bedeutet auch Zeit und kosten. Warum da nicht von vornherein mit sauberen Datensätzen gearbeitet wird weiß ich nicht. Bei Malmsturm war es jedenfalls auch der Fall. Diese Infos haben zwar mit dem eigentlichen Sinn der Tabelle nichts zu tun, aber ich wollte das mal gesagt haben.

Wenn ich mir die Tabelle so ansehe fallen mir ein paar Dinge auf.
Nie und nimmer liegt Malmsturm in seinen Verkaufszahlen vor Dungeonslayers. Das kann ich sagen weil ich es weiß ;-).
Justifiers mit höherem Absatz als Ratten! Das wage ich sehr stark zu bezweifeln.
Malmsturm vor Savage Worlds? Niemals!
Vor allem welches Savage Worlds Regelwerk?
Alle drei deutschen Regelwerke ( GE, GER, GERTA) haben ne eigene ISBN.
DSA hat 50 Produkte. Welche wurden da bewertet? Die Wege Bände? Alle? Das Basisregelwerk? Ein Wege Band?
Bei Dungeonslayers ist die Basisbox nicht lieferbar, was bedeutet das wohl für den Verkaufsrang?
Welches Pathfinderprodukt ist im Verkaufsrang soweit oben?

Tut mir leid bei nähere Betrachtung taugt der Amazon Verkaufsrang nicht mal für ein Bauchgefühl er verzerrt sogar. Warum ich das sagen kann? Weil Erfahrungswerte der Realität existieren.

15 Comments
15 Kommentare
  1. Man kann da schon mit arbeiten. Das ist halt nur eine Momentaufnahme. Also sagen wir mal wie die Verkäufe in den letzten 2 Wochen waren oder so.
    Das ist in etwa so als würde ich mich in einen Rollenspielladen in der Innenstadt setzen und für 2 Stunden alle Verkäufe notieren und das dann hochrechnen wollen auf die Gesamtverkäufe Deutschlandweit.
    Das ist alleine NICHT hilfreich.
    Aber in Folge schon.
    Wenn man das jetzt jeden Monat macht kann man
    a) Trendveränderungen feststellen (uhh Malmsturm wurde im März mehr gekauft als vorher während DSA ein paar weniger Käufer hat)
    b) Mittel bilden (also den Durschnitt aller bisherigen Momentaufnahmen bilden).

    Gerade b kann nach 1-2 Jahren durchaus zu einer sinnvollen Statistik führen.

  2. Aber so eine verzerrte Datenbasis würde doch nie die Wirklichen Verkäufe abbilden.

    Wenn man der Shop als Beispiel von einer großen Malmsturm Community frequentiert würden wäre, würde dennnoch nicht Malmsturm zu den meistverkauftesten RPG Systemen im deutschsprachigen Raum zählen, egal ob man sich das wünscht oder nicht.

    Und wenn man dann bei diesem Shop regelmässig mitschreiben würde, dann würde man zwar erfahren das Malmsturm zu den meistverkauftesten RPG Systemen zählten müsste, was aber noch immer nicht stimmen würde.

  3. Man darf Verkaufsränge nicht mit tatsächlich verkauften Exis verwechseln.

    Eine Überschau über mehrere Momentaufnahmen könnte tatsächlich ein interessantes Bild liefern.

    @DS: Teilt sich ja auch in zwei GRWs auf.

  4. „Nie und nimmer liegt Malmsturm in seinen Verkaufszahlen vor Dungeonslayers. Das kann ich sagen weil ich es weiß 😉 .
    Justifiers mit höherem Absatz als Ratten! Das wage ich sehr stark zu bezweifeln.
    Malmsturm vor Savage Worlds? Niemals!“

    Innerhalb der Stunde, die Amazon als Messzeittaum gewählt hat? Na klar.
    Wenn da 2 x Malmsturm und 1 x Dungeonslayers verkauft wurde, ist das eben der Rang.

    Der Amazon-Verkaufsrang ist KOMPLETT wertlos. Selbst wenn ich einen aktuellen Trend sehe (dass die DVD des neuen Bond-Films schon 2 Wochen vor Erscheinen auf Platz 1 der Charts ist), was GENAU sagt mir das? Auch im Vergleich zu Titeln, die im Moment lieferbar sind?

  5. @Dominik: Die von Dir aufgeworfenen Fragen finde ich richtig und wichtig; und ich würde sie gerne noch etwas erweitern.

    Zunächst einmal halte ich es für ziemlich fragwürdig, Amazon überhaupt als Rollenspiel-Vertriebskanal mit genereller Aussagekraft für den Markt zu zitieren; gleichwohl kann man natürlich Amazon isoliert betrachten, wobei dann zwingend die Frage aufgeworfen werden sollte, was denn der Zweck der ganzen Aktion ist. Und dieser Zweck erschließt sich mir auch nach mehrmaliger Betrachtung und unterschiedlichen Überlegungen überhaupt nicht.
    Es mag zwar interessant sein – und die Idee, sich allein die Amazon-Zahlen anzugucken ist auch ziemlich witzig und den individuellen Aufwand vielleicht sogar aus höchst individuellen Beweggründen allemal wert -, so etwas zu tun. Allerdings sind sowohl Momentaufnahmen als auch dauerhafte Untersuchungen in diese Richtung sehr problematisch, wenn sie ein generelles Bild zeichnen sollen; einen für den Rollenspielmarkt als solchen generell gültigen Aussagegehalt vermag ich jedenfalls selbst im Trunkenheitszustand und unter Einfluss bewusstseinserweiternde Stoffe nicht zu erkennen, wenn man Amazon sich anguckt.

    Ich spreche wohl nichts neues aus, wenn ich behaupte: Rollenspiele werden über zahlreiche Vertriebswege verkauft – Direktbestellung, Print on Demand, diverse Online-Händler, natürlich der Local Dealer; da ist Amazon nur einer unter vielen.

    Zudem behaupte ich, dass Amazon keineswegs die erste Adresse ist, die von Rollenspielern selbstverständlich besucht wird. Vielmehr denke und schätze ich, dass Amazon erst dann als Bezugsquelle in Betracht gezogen wird, wenn Produkte über die üblichen Wege nicht, nicht schnell genug oder nur sehr aufwendig zu erhalten sind (z.B. Auslaufprodukte, Kleinverlangs-Produkte); Ausnahmen bestätigen die Regel. Deshalb auch überrascht es mich jetzt nicht so sehr, dass die Ergebnisse dieses ersten Rankings so sind, wie sie sind.

    Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass das Ranking von Amazon nicht nach linearen Maßstäben erfolgt, vielmehr ist das alles einem Logarithmus unterworfen. In den letzten 24 Stunden habe ich mir drei mal allein das Ranking von Aborea angesehen; und ich habe drei unterschiedliche Werte erhalten. So etwas machen ’normale‘ Händler (zumindest der Local Dealer) nicht; die geben eher eine Aussage in die Richtung: in den letzten Wochen oder Monaten habe ich das und das häufiger und das und das weniger häufig verkauft; ähnlich verhält es sich mit den Auflage-Strategien für Verlage, indem sie prognostizieren, wie hoch wohl die potentieller Nachfrage insgesamt und nicht bloß in einer Momentaufnahme ist. Im nicht wenigen Fällen wird sogar auf Print on Demand oder PDF-Handel ausgewichen, da seriöse Analysen oder Prognosen einfach nicht möglich sind, sodass alles andere mit wirtschaftlichen Risiken verbunden wäre. Insofern ist die Amazon-Methodik also keineswegs repräsentativ für „den deutschen Rollenspielmarkt“ bzw. „den deutschen Rollenspielmarkt für deutschsprachige Rollenspielprodukte“.

    Daran knüpft dann noch an, dass die Zahlen von Amazon möglicherweise noch dazu von irgendwelchen kurzzeitigen Trends oder Überraschungserfolgen von irgendwelchen Produkten beeinflusst werden. Wenn in Quartal 1 aus 2013 irgendein spezielles Produkt sich wie wahnsinnig verkauft, dann beeinflusst das ganz sicher die Verkaufszahlen für Q1; auf das gesamte Jahr hochgerechnet kann sich das aber aufgrund der Erfolge anderer Produkte wieder sehr stark relativieren. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass diese Verkaufszahlen auch durch den generelle Käuferverhalten beeinflusst wird; angesichts des aktuell so beliebten Amazon-Bashings kann ich mir zumindest vorstellen, dass aktuell weniger Leute bei Amazon (Rollenspiel-?)Produkte kaufen, als es noch vor zwei Wochen war oder in einem halben Jahr wieder der Fall sein wird.

    Beachtlich könnte auch sein, dass diverse Rollenspielprodukte in unterschiedlichen Auflagen produziert werden. Von diesen Auflagen wird für Amazon zunächst nur ein Kontingent zum Verkauf bereitgestellt. Da stelle ich die Frage, ob das Verhältnis „verkaufte Exemplare“ zu „noch zur Verfügung stehende Exemplare“ ebenfalls in das Ranking einfließen könnten? Je nach dem, wie sich Amazon hierzu verhält, wirkt sich das sehr unterschiedlich auf das Ranking aus. Wenn Amazon von 10 Exemplaren alle 10 verkauft, ist das ein 100% Verkaufserfolg; wenn es aber von 1.000 nur 10 verkauft, ist das ein ziemlich mäßiger Erfolg von nur 1%. Sofern dies das Ranking beeinflusst, kann man sich dann um so mehr erklären, warum abseitige oder weniger verbreitete Rollenspielprodukte ’so weit oben‘ im Ranking stehen.

    Kurzum:

    Diese Momentaufnahme sagt rein gar nichts aus, was in irgendeiner Weise Relevanz für eine Marktanalyse hinsichtlich deutschsprachiger Rollenspielprodukte entfalten könnte.

  6. Ich bitte um Verzeihung für die zahlreichen Orthografie-Fehler.

  7. Endlich mal eine antwort mit ordentlicher Länge danke für deine Meinung. Die ich so unterschreibe

  8. Der Amazon-Verkaufsrang ist SEHR stark schwankend. Wenn ein Buch nach längerer Zeit verkauft wird, springt der Rang auf ca. 32.000 und verliert im Laufe eines Tages wieder ca. 100.000 Plätze. Diese Abnahme verringert sich auf ca. die Hälfte Tag um Tag (das sind aber nur Schätzwerte, auf die Geschwindigkeit der Abnahme hat auch die Gesamtverkaufszahl in einem längeren Zeitraum einen Einfluss).

    Das heißt, alles was in Amazon einen Rang im Bereich von 120.000 und besser hat, hat in den letzten 24 Stunden ein Exemplar verkauft.

    Das Zählen dieser „Spikes“ (Sprünge auf 40.000) ist ein Mittel, um die Verkaufszahlen zu analysieren, allerdings muss man das Produkt länger beobachten. Bei 2 verkauften Exemplaren am Tag springt die Verkaufszahl auf ca. 17.000. Um in die oberen 10.000 zu gelangen (High Society), sind ca. 5 verkaufte Exemplare an dem Tag nötig.
    Dies lässt sich aber besser über die Lagerbestände nachvollziehen.

    Nehmen wir mal das Pathfinder Grundregelwerk. Es schwankt zwischen 5.300 und 230.000 im Rang. In den letzten beiden Tagen ist es 7 Mal verkauft worden (Lagerbestand von 13 auf 10 auf 6). Als Schlusslicht der Linie haben wir „Der Schwurstein“ bei über 900.000. Dieser Band wurde im Februar noch nicht verkauft.

    Wenn man also die Bände verfolgt (oder sich dazu einen Bot schreibt), dann kann man schon sehr gute Aussagen machen, wieviele Exemplare bei Amazon verkauft wurden. In Amerika gibt es eine Firma, die genau das macht, und in der Phase, als Pathfinder D&D überholte, für Paizo sehr wichtig war.

  9. @ Sir_ollibolli du meinst im ersten Abschnitt 10.00 oder?
    Danke für diesen fundierten Artikel du scheinst diich mit dem Amazon Ranking öfter auseinander zu setzen oder?

  10. Hallo.

    @Dominik: Vielen Dank. Eher ungewöhnlich, für lange Postings ein positives Feedback zu erhalten, zumal ich ja in der Hauptsache nur mit Behauptungen, Mutmaßungen und eigener Meinung aufwarte.

    Deises Mal kürze:
    @sir_ollibolli: Die Ausführungen sind Klasse und helfen bei der Einschätzung von Amazon sehr weiter. Und wie Du richtig schreibst: Das hilft dabei, den Rollenspielproduktemark auf Seiten von Amazons zu beleuchten. Aber Schlussfolgerungen in Bezug auf „den deutschen Rollenspielmarkt“??? Nichts weniger ist ja das ehrgeizige Unterfangen auf dem Active Underground Blog. Und da ist die (un)raffinierte Ranking-Mechanik von Amazon wenig aussagekräftig. Jedenfalls erkenne ich nicht, wie man die Amazon-‚internen‘ Ergebnisse auf den deutschen Markt ausrollen könnten …

  11. Ungewöhnlich lange Diskussionen im ALmanach zu haben. Vieles wird ins Tanelorn, Blutschwerter oder RSP-Blogs Forum ausgelagert. Ich freu mich ja wenn hier mal etwas Dampf ist

  12. Nein, ich meine 80.000 bis 100.000.

  13. Nein, ich meine 80.0000 bis 100.000

  14. Ich beobachte die Amazon-Rankings schon eine Weile.

  15. Sehr gute Analyse, das Thema ist bei mir auch akut heute aufgekommen. Eigentlich müsste man Sebastian Witzmann das zukommen lassen, weil es über die Diskussion bei active-underground.de hinausgeht.

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