Zunftblatt #10 – Piraten, Seefahrer und Entdecker
23 Aug 2011

Der Autor

Wenn ich nicht gerade spiele verunstalte ich Medien. Kommt einem zu Gute bei eigenen Rollenspielen wie Malmsturm oder Projekten wie Ratten!, Savage Worlds Gentlemens Edition, Scion, Sundered Skies und ein paar anderen. An und für sich bin ich der Erzählonkel, daher auch die große liebe zu FATE. Manchmal muss es aber auch ein Burger statt Steak sein und so wird gern und oft auch Savage Worlds oder wenn es klasisch sein soll Pathfinder und Konsorten gespielt. Ich probier gern und oft Systeme aus aber die eigentliche Leidenschaft sind die Hintergrundwelten.

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Rezension

Das zehnte Zunftblatt kommt mit rund 60 Seiten und dem Schwerpunktthema Piraten, Seefahrer und Entdecker daher.

„Bis zum Horizont“ stellt gekonnt historische Navigationsmethoden vor und zeigt Möglichkeiten auf, wie man sie im Rollenspiel einsetzen kann – meist nur als kleines Element, um Farbe ins Spiel zu bringen, manchmal fällt aber auch ein Plothook ab. Die „Kreaturensammlung Meer und Küste“ beschreibt wertelos fast zwei Dutzend Kreaturen aus Natur und Mythologie, die man als Gegner einbauen kann, einige eignen sich wiederum als Aufhänger für Nebenhandlungen. „Von Zyklonen, Klabautern und anderen Meeresungeheuern“ geht auf Naturphänomene und Seemannsgarn ein, Unwetter, Stürme, Mahlströme, Flaute oder Ungeheuer der griechischen Mythologie, alles Mögliche (und Unmögliche), was Farbe in eine Seereise bringen kann. „Die Eroberung des Indischen Ozeans“ bringt dem Leser die Navigationskünste der Araber, die riesigen Flotten Chinas, den Entdeckerdrang der Portugiesen und schließlich die Handelgeschicke der Holländer nahe. Alle vier Artikel sind ziemlich unterhaltsam geschrieben und geben gute Ideen zur Hand, wie man eine Seereise und die Begebenheiten drumherum ausgestalten kann.

Zwei Abenteuer beschäftigen sich ebenfalls mit dem Schwerpunkt. „Der Schlüssel der Kirke“ ist ein universelles „Doppelabenteuer“ im Mantel- und Degen-Genre, welches sich wohl mit 7te See am besten umsetzen läßt. Inhaltlich eine „einfache“ Artefakthatz, liegt die Besonderheit im Doppelabenteuer. So heißt es, weil man erst eine Gruppe Piraten spielt, anschließend dieselben Spieler andere SC, nämlich Marinesoldaten, welche diese verfolgen. Eine durchaus nette Idee, allerdings ergibt sich daraus auch die ein oder andere Schwierigkeit – angefangen mit der Trennung von Spieler- und Charakterwissen bis dahin, dass Handlungen der zweiten Gruppe Handlungen der ersten, schon gespielten Gruppe, durchkreuzt hätten. Für die ein oder andere Gruppe sicherlich trotzdem ein reizvolles Experiment. „Dolphin, Drug and Diamond“ ist hingegen ein Piratenabenteuer, ebenfalls ohne Werte, z.B. mit Shadowrun oder einem Urban Action-Rollenspiel umsetzbar. Besonderheit hier: je nachdem auf welche Seite sich die Charaktere am Anfang schlagen, setzt sich das ganze fort. Das Ablaufschema erinnert an die Plot-Point-Kampagnen von Savage Worlds, sicher nicht das schlechteste Vorbild.

Der Interview-Teil ist auch recht dick, wobei man mittlerweile zum Abdruck des Gesprächs übergegangen ist, während man früher eher Gesprächszusammenfassungen druckte. Die thematisch zum Schwerpunkt passenden Bands The Jolly Rogers und die Honky Tonk Pirates wurden interviewt, dazu wurden noch Christian Kennig (Dungeonslayers) und Sebastian Witzmann (Aborea) zu ihren Einstiegssystemen und letzterer zu Operation: Fallen Reich befragt – außerdem werden beide Systeme sowie das Einsame Wolf Mehrspielerbuch im Vergleich auf ihre Einsteigertauglichkeit getestet. Moritz Mehlem konnte außerdem zu einem Werkstattbericht zu Drachen über Larm gewonnen werden und erklärt anhand seines Werks, wie es von der Idee zur Druckfassung kommt – praxisorientiert geschrieben, wie immer. Schlußendlich kommt noch Mark Wachholz zum Thema DSA-Film zu Wort, hier wieder in Berichtsform mit eingeworfenen Zitaten.

Dass das Tanelorn mittlerweile das Heimatforum des Zunftblatt geworden ist, merkt man spätestens bei den Rezis, so wird z.B. PDQ Sharp!, ein schlankes Mantel-und Degensystem, vorgestellt. Die Rezi zu Freebooter’s Fate, einem Tabletop, wo kleine Piratenmannschaften (und andere Teams) aufeinanderknallen, war sozusagen Pflicht, stammt von dort das tolle Titelbild. Malmsturm, Sachen zu Herr der Ringe, DSA, Shadowrun und Savage Worlds runden das Bild ab. Für Leute, die gar nicht mehr zum Tischrollenspiel mit real existierenden Personen am selben Tisch kommen, wird noch das Portal Drachenzwinge vorgestellt, wo man online Rollenspiele spielen kann.

Fazit: Für 3,50 Euro gibt es eine Tüte Buntes mitten aus der Szene. Kaum einer wird mit allen Artikeln was anfangen können, aber kaum einer im Gegenzug leer ausgehen. Und seien wir ehrlich, was die Jungs und Mädchen aus Lahnstein da vierteljährlich abliefern, ist nicht nur aller Ehren, sondern locker auch sein Geld wert. Dass nach dem Envoyer nochmal ein Magazin mit regelmäßiger Erscheinungsweise etabliert werden konnte, ist toll, dass man mit dem Inhalt auch noch was anfangen kann, noch toller!

Ingo Schulze

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